Interview Kim Lumelius vom Blog Wheelie Wanderlust
BE: Was bedeutet Reisen für dich?
Kim Lumelius: Alles! Schon als Kind war ich gerne unterwegs. Ich mag einfach andere Leute, andere Kulturen, wie das Essen in verschiedenen Kulturen riecht. Reisen erweitert den Horizont auf besondere Weise. Ich liebe es, unterwegs Menschen kennenzulernen. Auf Reisen sind Menschen einfach freundlicher und entspannter.
BE: Wie bist du zum Bloggen gekommen?
Kim Lumelius: Ich habe schon immer für Familie und Freunde Urlaube geplant oder von meinen Reisen berichtet und Tipps gegeben. Irgendwann haben mich unterwegs Leute, die auch im Rollstuhl waren, nach Tipps gefragt. Oder Bekannte haben mich für deren Bekannte gefragt, die auch Barrierefreiheit brauchen. Ein Freund kam auf die Idee, das alles aufzuschreiben weil es ein Mehrwert für viele Leute wäre. Vor drei Jahren ist daraus der Blog entstanden.
BE: Was machst du als Bloggerin und wieviel Zeit investierst du?
Kim Lumelius: Fürs Bloggen verwende ich mindestens 15 Stunden die Woche. Wenn wir viel unterwegs sind, können das gerne auch mal 30 Stunden sein. Was ich mache ist ein guter Mix. Wenn ich irgendwo war, dauert es eine Weile die Texte zu schreiben, Bilder zu bearbeiten und den Blogbeitrag fertigzustellen. Daneben gibt es viele Anfragen. Ich habe den Eindruck, dass Menschen, die im Rollstuhl sitzen, nicht so gerne Kommentare sondern lieber individuelle Privatnachrichten schreiben mit Feedbacks oder Anfragen.
BE: Wie bereitest du deine Reisen vor?
Kim Lumelius: Für mich ist das Allerwichtigste das Hotel, in dem ich ohne fremde Hilfe auf die Toilette gehen kann. Alles andere ergibt sich dann. Natürlich schaue ich mir vorab an, welche Restaurants und Sehenswürdigkeiten es gibt, wo überall gibt es rollstuhlgerechte Toiletten dass ich ein Backup habe von Orten, auf die ich mich verlassen kann. Ansonsten frage ich einfach vor Ort. Es ist auch ein Unterschied ob es eine Stadt- oder Naturreise ist und worauf man den Fokus legt. Oder ich habe eine besondere Aktivität wie Paragliding in der Schweiz oder die solarbetriebenen Strandrollstühle in Griechenland, die ich unbedingt sehen will. Dann ist das die Basis und ich suche mir dazu die passende Unterkunft. Für Zug und Flugzeug muss ich mich natürlich auch vorab anmelden. Grundsätzlich gilt: Wenn die Basis klar ist, bin ich am liebsten Feuerfrei und Drauflos!
BE: Wie wählst du deine Hotels aus?
Kim Lumelius: Das ist von Urlaub zu Urlaub unterschiedlich. Manchmal sehe ich ein Hotel online oder auf Instagram, das mir gut gefällt und dann frage ich an ob sie ein barrierefreies Zimmer haben.
Auf einigen Vergleichsportalen findet man auch Informationen zur Barrierefreiheit. Oft sind Häuser aber auch barrierefrei und man findet es nicht auf deren Website. Wenn ich längere Routen plane, kann es sein, dass ich vorab 100 Unterkünfte anschreibe und Fragen zur Barrierefreiheit stelle. Insbesondere wenn es nur Aussagen wie „Rollstuhlgerecht“ oder „Behindertenfreundlich“ gibt weiß man ja nicht, was sich dahinter verbirgt.
BE: Jetzt, zum Zeitpunkt unseres Interviews, ist Reisen gerade nicht möglich. Was vermisst du am meisten?
Kim Lumelius: Bevor ich ans Reisen denke, fehlt es mir unglaublich, meine Freunde zu sehen und zu drücken. Wenn ich die Bilder von Reisen ansehe, bin ich immer ganz nach mit Menschen. Entweder weil sie mir bei etwas geholfen haben oder weil man sich irgendwo kennenlernt und unterhält. Ich freue mich darauf, auf Reisen wieder eng mit Menschen zusammen zu sein.
BE: Was ist die erste Reise, die du machen willst wenn Reisen wieder möglich ist?
Kim Lumelius: Zum Anfang würden mir erst einmal kleine Ausflüge genügen. Wir werden vermutlich zunächst mehr Reisen in fahrbarer Umgebung machen. Zum Beispiel Elsaß oder Niederlande ans Meer. Auf Flugreisen habe ich aber auch große Lust. Vielleicht geht es bei der ersten Fernreise nach Japan. Oder Canada. Ich werde berichten wenn es soweit ist!
Mehr über Kim und ihren Rollstuhl Lutzi erfahrt ihr unter www.wheeliewanderlust.de.