Ein neuer Punkt ziert die digitale Karte des Projekts "Toiletten für alle". Der Kölner Hauptbahnhof ist damit der erste Bahnhof in Deutschland, der über ein barrierefreies WC mit Pflegeliege und Lifter verfügt. Solche Einrichtungen sind für Reisende mit komplexen Behinderungen und ihre Angehörigen wichtige Schlüsselfaktoren.
Die bundesweit 170. "Toilette für alle" befindet sich im zentral gelegenen Kölner Hauptbahnhof. Sie befindet sich in der Rail & Fresh-Anlage und ist über die Passage C und E zu erreichen. Die "Toilette für alle" ist rund um die Uhr (24/7) geöffnet. Der Zugang erfolgt über einen Euro-WC-Schlüssel. Dieser kann bei Bedarf beim Reinigungspersonal ausgeliehen werden. Neben der üblichen Ausstattung nach DIN 18040-1 finden die Nutzerinnen und Nutzer eine höhenverstellbare Pflegeliege, die bei Nichtgebrauch platzsparend hochgeklappt werden kann, sowie einen Deckenlifter, der den Transfer aus dem Rollstuhl erleichtert. Für die Nutzung des Deckenlifters muss ein eigenes Liftertuch mitgebracht werden.
Die Rail&Fresh-Anlage am Kölner Hauptbahnhof wird von der Firma Hering Sanikonzept betrieben, die sich bereits seit Jahren aktiv für das Projekt "Toiletten für alle" einsetzt. Trotz spezieller Zusatzausstattung entspricht die Anlage nicht ganz den von der Stiftung Leben pur empfohlenen Standards.
Mit einer Fläche von 7,7 Quadratmetern liegt die Anlage deutlich unter den empfohlenen 10 bis 12 Quadratmetern. Diese waren aufgrund der baulichen Gegebenheiten vor Ort nicht realisierbar. „Menschen mit komplexen Behinderungen sind oft auf große Elektrorollstühle angewiesen und benötigen eine Begleitperson sowie zusätzliche medizinische Hilfsmittel wie Sauerstoffgeräte. Diese benötigen ausreichend Platz, um den Nutzern und ihren Begleitpersonen einen sicheren und komfortablen Aufenthalt zu ermöglichen“, erklärt Josefine Hille, Projektleiterin "Toiletten für alle“ bei der Stiftung Leben pur.
Das Gütesiegel der Stiftung trägt die Anlage nicht. Dennoch wurde sie in das bundesweite Verzeichnis aufgenommen, um die Verfügbarkeit solcher Angebote bekannter zu machen. Mit der "Toilette für alle“ wird ein entscheidender Beitrag zu mehr Teilhabe geleistet. Sie ermöglicht Menschen mit Behinderungen ein unbeschwerteres Reisen und eine selbstbestimmtere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel - ein Schritt, der zeigt, dass Inklusion im öffentlichen Raum nicht nur eine Vision, sondern gelebte Realität sein kann.
„Wir freuen uns, dass mit dem Kölner Hauptbahnhof nun eine erste "Toilette für alle“ zur Verfügung steht“, so Hille. „Gleichzeitig hoffen wir, dass weitere Bahnhöfe in Deutschland folgen und bei zukünftigen Projekten auf die Einhaltung aller Qualitätsstandards geachtet wird. Gerne stehen wir der Deutschen Bahn bei der Entwicklung weiterer Standorte beratend zur Seite.
Über das Projekt "Toiletten für alle“
"Toiletten für alle“ sind mehr als reine Sanitäranlagen. Sie sind relevante Schlüsselfaktoren bzgl. der Freizeitgestaltung von Menschen mit Komplexer Behinderung: Ausflüge in Kinos, Freibäder oder Tier-parks sind häufig an die Existenz einer Toilette mit Personenlifter und Pflegeliege geknüpft. Nur bei dieser Ausstattung ist beispielsweise ein Wechseln von Inkontinenzeinlagen im Liegen überhaupt möglich. Dies betrifft auch ältere Menschen, die mit Demenz oder Inkontinenz leben. Ist die benötigte WC-Ausstattung nicht gegeben, ist gesellschaftliche Teilhabe oftmals nicht möglich.
Das Projekt wird durch die gemeinnützige Stiftung Leben pur geleitet.