Romantisch Herbstwandern im Rollstuhl

Nebelschwaden in der Sächsischen Schweiz, gelb-rot leuchtende Weinberge an der Südlichen Weinstraße, einsame Strände an der Ostsee: Im Herbst zeigt sich Deutschland von seiner malerischen Seite. Auf barrierefreien Wanderungen erleben auch Rollstuhlfahrer beeindruckende Naturschauspiele. Leichter Reisen, Vorreiter im barrierefreien Tourismus, stellt sieben Traumtouren für den Herbst 2023 vor.

Mit ihren bizarren Sandsteinfelsen und majestätischen Tafelbergen zählt die Sächsische Schweiz unweit von der Landeshaupstadt von Sachsen Dresden zu den beliebtesten Wanderregionen Deutschlands. Was viele überrascht: Einige der aussichtsreichen Wege durch das Felsenreich sind auch für Rollstuhlfahrer geeignet.

Ein Highlight im Herbst ist die sieben Kilometer lange Tour „Rund um die Hohe Liebe“. Sie führt sportliche Rollstuhlfahrer auf einsamen Wegen durch alte Wälder zu einer der spektakulärsten Felsformationen der Region und mitten durch den Nationalpark Sächsische Schweiz. Ausgangspunkt ist der Bad Schandauer Ortsteil Ostrau. Von dort geht es auf einem gut befahrbaren Waldweg hinauf zur Wildwiese. Sie ist der ideale Ort für ein Picknick. Die zerklüfteten Schrammsteine bieten dafür eine dramatische Kulisse. Am Ende der Tour lädt der Biergarten der Falkensteinhütten zur Einkehr ein. Bei trockener Witterung ist die Tour auch mit dem Elektromobil befahrbar. Eine Begleitperson wird empfohlen.

Tour: Rund um die Hohe Liebe
Streckenlänge: 7 Kilometer

Wenn die Winzer ihre Trauben ernten, die Kastanien reife Früchte tragen und sich der Pfälzerwald in ein buntes Blättermeer verwandelt, beginnt auch an der Südlichen Weinstraße im Süden von Rheinland-Pfalz die romantischste Zeit des Wanderns. Dann sind auch Rollstuhlfahrer eingeladen, die sonnenverwöhnte Region auf Touren durch Weinberge und Parks zu erkunden.

Besonders reizvoll ist im Herbst die barrierefreie und nach „Reisen für Alle“ zertifizierte Drei-Kilometer-Tour „Bildstöcke und Flurkreuze“ in Maikammer. Sie führt auf leichten Wegen inmitten der Weinberge zu religiösen Denkmälern mit Ausblicken auf das Weinparadies Maikammer, das Hambacher Schloss und die weite Rheinebene. Ein Highlight ist das „SÜW-Picknick“: An barrierefreien Rastplätzen genießen Wanderer regionale Produkte, die sie zuvor bei einem lokalen Picknickanbieter eingekauft haben. Die Verkaufsstellen sind auf der Website der Tourismuszentrale aufgelistet.

Tour: „Bildstöcke und Flurkreuze“ in Maikammer
Strecke: 3 Kilometer

Der anderthalb Kilometer lange Rundweg durch die Markwardanlage in Annweiler am Trifels, zertifiziert nach „Reisen für Alle“, führt Rollstuhlfahrer durch einen liebevoll angelegten Park am Rande des Pfälzerwaldes. Traumhaft ist der Blick auf die Burg Trifels, die sich rund 300 Meter über dem Städtchen erhebt. An heißen Tagen sorgt ein unterfahrbares Armbecken an der Kneippanlage für Erfrischung. Vom 7. bis 8. Oktober lässt sich die Wanderung mit dem Besuch des barrierefreien „Keschdefeschds“ in Annweiler am Trifels verbinden.

Tour: Barrierefreier Rundweg durch die Markwardanlage in Annweiler am Trifels
Streckenlänge: 1,5 Kilometer

Nur 200 Kilometer weiter nördlich, ebenfalls in Rheinland-Pfalz, zeigt sich eine ganz andere Landschaft: die Vulkaneifel. Vor knapp 13.000 Jahren brach hier der letzte Vulkan aus. Zurück blieb eine Mondlandschaft. Erkaltete Lavaströme, Maare und Schlackenkegel zeugen noch heute von der geologisch bewegten Vergangenheit der Region. Das riesige Loch, das nach dem Ausbruch entstand, füllte sich mit Wasser - und ist heute ein traumhafter See, an dessen Ufer Rollstuhlfahrer bequem entlang fahren können.

Der zwei Kilometer lange, nach „Reisen für Alle“ zertifizierte Weg am fotogenen Laacher See führt Rollstuhlfahrer über kleine Holzbrücken von der Benediktinerabtei Maria Laach zum Campingplatz und wieder zurück. Nach der Wanderung lohnt sich ein Besuch der romanischen Abteikirche. Die Klostergaststätte serviert deftigen Eintopf und Klosterbier.

Tour: Rundweg um den Laacher See - Strecke vom Kloster bis zum Campingplatz
Streckenlänge: 2 Kilometer

Unweit des Laacher Sees lädt der Nettepark in Plaidt zum Flanieren ein. Ein eineinhalb Kilometer langer barrierefreier Rundweg führt durch den kleinen Park, vorbei an einem Teich, den Resten einer alten Papierfabrik und Skulpturen aus Holz und Stein. Im Café am Park gibt es zum Abschluss Kaffee und Kuchen.

Tour: Rundweg Nettepark
Streckenlänge: 1,6 Kilometer

Rostock: Durch Rostocker Heide und Kurpark

Deutschlands größtes zusammenhängendes Küstenwaldgebiet lässt sich am besten bei einem Herbsturlaub in Rostock im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern erkunden. Die 6000 Hektar große Rostocker Heide im Osten der Hanse- und Universitätsstadt ist seit 1996 Naturschutzgebiet. Das Besondere: die wohltuende Mischung aus salzhaltiger Seeluft und der Ruhe des Waldes.

Der elf Kilometer lange Thalasso-Kurweg 5 ist zertifiziert nach "Reisen für Alle" und trägt das Prädikat "Barrierefreiheit geprüft - teilweise barrierefrei für Rollstuhlfahrer und Handbiker". Er führt von Markgrafenheide durch die Rostocker Heide zu den Naturschutzgebieten Radelsee und Schnatermann, die Tieren wie Schwarzspecht und Baumfalke Lebensraum bieten. Vom Schiffsanleger genießen Wanderer den Blick auf die Warnowmündung oder kehren im Traditionsgasthof Schnatermann ein.

Route: Barrierefreier Kurweg 1 in Warnemünde
Streckenlänge: 3 Kilometer

Auch im Ostseebad Warnemünde gibt es einen barrierefreien Thalasso-Kurweg mit dem gleichen Prädikat. Er ist nur drei Kilometer lang - ideal für einen Nachmittagsspaziergang am Meer. Beginnend im Kurpark führt der Thalasso-Kurweg entlang der Strandpromenade am alten historischen Leuchtturm vorbei bis zur Westmole. Zum Aufwärmen an stürmischen Herbsttagen und darüber hinaus laden das Restaurant Teepott und das Kurhaus Warnemünde ein.

Tour: Kurwanderweg 5 in Markgrafenheide
Streckenlänge: 11 Kilometer