Barrierefreie Naturentdeckungen im Herbst 2024 in Deutschland

Der Warzenbeißer ist eine der größten Laubheuschrecken Europas, der Blauschillernde Feuerfalter einer der schönsten heimischen Schmetterlinge und die Sumpfspitzmaus eines der wenigen giftigen Säugetiere weltweit. Alle drei Arten haben eines gemeinsam: Sie sind vom Aussterben bedroht. Im Nationalpark Eifel in Nordrhein-Westfalen haben sie ein Refugium gefunden. Diese und mehr als 2.600 weitere gefährdete Arten konnten hier inzwischen nachgewiesen werden, insgesamt sind es 11.300 Arten. Eine von vielen Erfolgsgeschichten, die im Jubiläumsjahr 20 Jahre Nationalpark Eifel erzählt werden.

Einen Überblick über die vielfältigen Lebensräume des Schutzgebietes gibt die barrierefreie Erlebnisausstellung Wildnis(t)räume im Nationalpark-Zentrum Eifel. Auf 2000 Quadratmetern sind Besucher mit und ohne Behinderung eingeladen, die Natur mit allen Sinnen zu erleben. So gibt es unter anderem Tiermodelle zum Anfassen, ein Duftmemory und Mediaguides in Deutscher Gebärdensprache. Auch die täglichen Führungen werden nach Voranmeldung inklusiv gestaltet. Die aktuelle Sonderausstellung "Wilde Bilder - 20 Jahre Wildnisentwicklung im Nationalpark Eifel" zeigt spannende Vorher-Nachher-Impressionen.

Für herbstliche Ausflüge in die Natur bieten sich die barrierefreien Wanderwege im Wilden Kermeter mit Aussichtspunkten, Rastplätzen und Sinnesliegen an.

Seit 1986 ist das Niedersächsische Wattenmeer als Nationalpark geschützt. Hier leben die „Kleinen Fünf“, fünf Tiere, die sich an die besonderen Lebensbedingungen im Wattenmeer angepasst haben. Wattwurm, Herzmuschel, Strandkrabbe, Wattschnecke und Nordseegarnele trotzen Überflutung, Trockenfallen, Salzwasser und Regenschauern. Mehr über die Bewohner erfährt man bei einer geführten barrierefreien Wattwanderung oder in einem der 14 Nationalpark-Häuser in Ostfriesland, die mit dem Prädikat „Reisen für Alle“ ausgezeichnet sind. So bietet das Nationalpark-Haus Wangerland in Minsen zahlreiche Stationen, die für Rollstuhlfahrer im Sitzen erreichbar sind, oder vielfältige Exponate zum Ertasten für Menschen mit Sehbehinderungen.

Für individuelle Entdeckungen lohnt sich ein Besuch im „DECK“ in Norddeich. Ein barrierefreier Rundweg mit interaktiven Spielelementen führt zur Wattenmeer-Erlebnisstation, zum barrierefreien Strandkorb und über eine Rampe ins Watt. Ein Blindenleitsystem und Brailleschrift an den Geländern ermöglichen auch Menschen mit Sehbehinderungen den Zugang zur Nordsee.

Abseits der Küste, in Bad Zwischenahn im Ammerland in Niedersachsen, gibt es ein weiteres Vorzeigebeispiel für Naturerlebnis und Barrierefreiheit: den Park der Gärten. Die nach „Reisen für Alle“ zertifizierte Anlage mit über 40 Mustergärten ist vor allem im Herbst ein Erlebnis für die Sinne. Dann leuchten die Zieräpfel von gelborange bis kirschrot und auch das Ahorntal zeigt sich von seiner farbenprächtigsten Seite. Im Wildobst-Naschgarten ist jetzt Naschen ausdrücklich erlaubt. In der Duftarena verströmen Stauden und Sträucher wohlriechende Düfte. In der Blinden- und Impressionslandschaft sind die Pflanzen so angeordnet, dass sie gut ertastet werden können. Neue spielerische Elemente wie ein unterfahrbares Geschicklichkeitsspiel, ein Zerrspiegel und ein rollstuhlgerechter Wasserspielplatz machen den Park auch für kleine Entdecker zum Erlebnis.

Veranstaltungstipp: Vom 9. August bis 15. September tauchen unter dem Motto „Illumination - Lichtzauber im Park“ tausende Lichtquellen den Park der Gärten abends in bunte Farben.

Auch das Ruppiner Seenland nördlich von Berlin in Brandenburg lädt zu vielfältigen Sinneseindrücken ein. Im Naturparkhaus Stechlin in Menz, mitten im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, werden Besucher zu einer Reise in die Welt der Moore, Wälder und Seen eingeladen. In der interaktiven, barrierefreien Dauerausstellung können sie mit Tieren telefonieren, die Gänge der Ameisen erkunden oder mit den Augen einer Libelle sehen. Im Sinnesgarten wachsen Kräuter und Sträucher, die ertastet und probiert werden können. Auf dem Barfußpfad, der mit Hilfe von Seilen sehbehinderten Menschen Orientierung bietet, geht es ohne Schuhe über Tannenzapfen und Holzschnitzel.

Vom Naturparkhaus aus können Interessierte zu barrierefreien Wanderungen auf dem zwölf Kilometer langen Naturerlebnispfad "Von Moor zu Moor" oder dem sechs Kilometer langen "Wald- und Wassererlebnispfad" aufbrechen. Broschüren zu den Touren sind im Naturparkhaus erhältlich.

Im Fränkischen Seenland südlich von Nürnberg in Bayern entführt die barrierefreie Umweltstation am Ufer des Rothsees in die Lebensräume Wasser, Sand, Wiese und Hecke. Aber auch Klima, Energie und Ernährung sind Themen, mit denen sich die Besucher hier beschäftigen können. Schon das Gebäude ist ein Hingucker: Ineinander verschlungene Holzstäbe erinnern an ein Vogelnest. Im Inneren befinden sich eine Ausstellung und ein Forscherraum, auf dem Dach ein Klimadeck mit spannenden Wissensstationen. Auf dem Außengelände laden Teiche zum Entdecken kleiner Tiere, Fernrohre zum Beobachten der Vögel am See und Hängematten zum Entspannen ein.

Überall wurde an Menschen mit Behinderungen gedacht. So ist der Vogelhide, ein gut versteckter Platz zur Vogelbeobachtung, auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Fischsilhouetten zum Anfassen und eine Beschilderung in Brailleschrift machen die Unterwasserwelt auch für Blinde und Sehbehinderte erlebbar. Das Team der Umweltstation bietet nach Voranmeldung Mitmachprogramme für Menschen mit und ohne Behinderung an, im Herbst unter anderem zu den Themen Vogelzug und Lebensraum Hecke.

Veranstaltungstipp: Am 1. September 2024 feiert die Umweltstation ihr Jahresfest unter dem Jahresmotto: „SDGs drinnen und draußen - die 17 Ziele sichtbar machen“. Damit sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen gemeint.