Rollstuhl und Wasser passen nicht zusammen? Von wegen! Ob Powerboot fahren in der Sächsischen Schweiz, Baden im Strandrollstuhl im Fränkischen Seenland und in Rostock oder mit dem barrierefreien Hausboot das Ruppiner Seenland erkunden: Drei Urlaubsregionen und eine Stadt beweisen, dass rollstuhlgerechter Urlaub am, im und auf dem Wasser nicht nur möglich, sondern auch ein echtes Erlebnis sein kann.
Sächsische Schweiz: Powerboottouren unterhalb der berühmten Bastei in Dresden
Tafelberge und bizarre Felsen: Die fotogene Landschaft der Sächsischen Schweiz ist weltberühmt. Geschaffen wurde das Naturwunder südöstlich von Dresden in Sachsen im Wesentlichen durch die Elbe und ihre Nebenflüsse. Vom Strom aus wirken die Felsen besonders beeindruckend. Beim Anbieter Kanu-Aktiv-Tours in Königstein können Rollstuhlfahrer mit Begleitung eine rasante Fahrt im Powerboot buchen. Mit dem fast neun Meter langen Kraftpaket geht es wahlweise an der berühmten Bastei in das mediterrane Fischerstädtchen Wehlen oder, die Schrammsteinkette passierend, ins Bio- und Nationalparkrefugium Schmilka.
Ein beschaulich-nostalgisches Erlebnis sind die Fahrten mit dem Dampfschiff. Bei ausreichendem Pegelstand verkehren die Dampfer der größten und ältesten Raddampferflotte der Welt zwischen der Sächsischen Schweiz und Dresden. Rollstuhlfahrer werden um Anmeldung gebeten. Und wer an heißen Tagen Abkühlung sucht, findet sie im für Rollstuhlfahrer zugänglichen Erlebnisbad Rathewalde.
Badevergnügen mit Strandrollstühlen im Fränkischen Seenland
Auch im Fränkischen Seenland in Bayern, das nur wenige Kilometer südlich von Nürnberg liegt, wird barrierefreier Tourismus gelebt. Rollstuhlfahrer finden gleich an vier Seen Badestellen, die für einen bequemen und sicheren Zugang zum Wasser ausgebaut wurden. Am Roth- sowie am Kleinen Brombrachsee führen Baderampen direkt in den See. Am Seezentrum Grashof – ebenfalls am Rothsee – steht ein Baderollstuhl bereit. Außerdem können Urlauber und Ausflügler mit Mobilitätseinschränkungen an sieben beliebten Badestellen in der Region Strandrollstühle kostenfrei leihen. Mit ihren großen Ballonreifen schwimmen die Gefährte im Wasser. Der Teilhabegedanke setzt sich in der Gastronomie fort. Die Strandbar am Zweiseenplatz in Enderndorf und das Seerestaurant Strandblick in Schlungenhof sind barrierefrei.
Entspannen und die Landschaft genießen: Dazu laden die gemütlichen Fahrten mit den Linien- und Ausflugsschiffen auf dem Altmühl- und Großen Brombachsee ein. Beeindruckend ist die 46 Meter lange MS Brombachsee, der größte Fahrgasttrimaran auf einem Binnengewässer in Europa. Mit einem gläsernen Aufzug erreichen Rollstuhlfahrer alle drei Decks.
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Rostock: Auszeit im barrierefreien Strandkorb
Die frische Meeresbrise im Gesicht spüren, die Strandpromenade entlang flanieren und im Strandkorb entspannen: Was vielerorts für Rollstuhlfahrer mit großen Mühen verbunden ist, ist in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock mit seinem Seebad Warnemünde an der Ostsee kein Problem. Nur wenige Kilometer von der über 800 Jahre alten Hafenstadt entfernt, liegt der lebendige Rostocker Ortsteil mit den historischen Fischer- und Kapitänshäusern. Flanieren auf der Strandpromenade – das geht dank breiter, ebener Wege hier auch mit Rollstuhl. Beste Aussicht auf die Ostsee, den Kanal und die ein- und ausfahrenden Schiffe haben Gäste von der barrierefrei zugänglichen Westmole. An den Strandaufgängen vier und zehn erreichen Rollstuhlfahrer über rutschfeste Wegeplatten die beliebten Strandkörbe, am Strandaufgang vier führt ein Weg bis an das Ufer der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern. Anbieter Strandoase Teichel vermietet hier barrierefreie Strandkörbe sowie einen Baderollstuhl, mit dem mobilitätseingeschränkte Gäste mit Begleitperson in der Ostsee baden können.
Während einer Hafenrundfahrt können Besucher Rostock und Warnemünde vom Wasser aus erkunden. Ausstattung und Einstieg auf die Schiffe variieren je nach Anbieter und Wasserstand der Warnow. Eine Übersicht über die Anbieter barrierefreier Touren halten die Touristinformationen in Rostock und Warnemünde bereit.
Hausboottour von Rechlin nach Zehdenick im Ruppiner Seenland
Mit dem Hausboot über die idyllischen Seen des Ruppiner Seenlands schippern: Das ist eines der Sommerhighlights für Paare und Familien in Nordbrandenburg. Rollstuhlfahrer dürfen selbstverständlich mit an Bord. Die wasserreiche Region in Brandenburg nördlich von Berlin ist mit mehr als 300 Seen, Kanälen und Flüssen wie gemacht für mehrtägige Erkundungsfahrten. Besonders beliebt ist die achttägige Tour mitten durch die Natur- und Kulturlandschaft des Ruppiner Seenlandes von Rechlin an der Müritz nach Zehdenick. Anbieter Kuhnle-Tours verleiht dafür barrierefreie Hausboote mit breiten Innentüren, großzügigen Kabinen und stufenlosen Zugängen. Hier können auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen das Steuer bedienen. Der Steuerstand ist mit dem Rollstuhl unterfahrbar.
Vom Hafendorf Müritz geht es nach Rheinsberg mit dem barrierefrei zugänglichen Schloss über einsame Flüsse, Kanäle und klare Seen bis auf die Havel und in die beeindruckende Wasserstadt Fürstenberg. Kurz vor dem Ziel der Tour in Zehdenick sollte ein Tag für den Ziegeleipark Mildenberg eingeplant werden. Das barrierefrei zugängliche Freiluftmuseum entführt in Erlebnis- und Mitmachangeboten in die spannende Industriegeschichte der Region.
Weitere Ideen für barrierefreie Urlaube am und im Wasser bietet die Website der Arbeitsgemeinschaft Leichter Reisen unter www.leichter-reisen.info.