Geschichte für Alle in Deutschland entdecken

Vom „Ottonianum“ in Magdeburg bis zum „HopfenBierGut“ im Fränkischen Seenland: So vielfältig wie Deutschlands Geschichte ist auch seine barrierefreie Museumslandschaft. Mit Tastexponaten, Audioguides und interaktiven Erlebnisstationen laden sie Gäste mit und ohne Einschränkungen zu spannenden Zeitreisen ein. Der Winter ist die beste Jahreszeit, um die musealen Schätze in Ruhe zu entdecken. Museumscafés, Vinotheken und Brauhäuser runden den Besuch kulinarisch ab.

Rund 1000 Jahre zurück blicken die Besucher des Dommuseums Ottonianum in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg. Das 2018 eröffnete und von Reisen für Alle zertifizierte Haus am imposanten Dom entführt mit seiner Ausstellung in die Zeit Ottos des Großen (912-973), des ersten Kaisers des Heiligen Römischen Reiches. Er erhob Magdeburg im Hochmittelalter zum Erzbistum und machte die Stadt an der Elbe in Sachsen-Anhalt zu einer der bedeutendsten Metropolen Europas. Seine Regierungszeit gilt als kulturelle Blütezeit.

Das stufenlos zugängliche Museum erzählt anhand interaktiver Hör- und Medienstationen sowie kostbarer Exponate von Kaiser Otto und seiner Gemahlin Königin Editha, dem damals mächtigen Erzbistum Magdeburg und den spektakulären Funden der archäologischen Ausgrabungen rund um den Dom. Besonders interessant für Blinde und Sehbehinderte: Einige Exponate können ertastet werden, die Museumsmacher haben eigens mit einem 3D-Drucker Repliken wertvoller Artefakte anfertigen lassen. Außerdem stehen Audioguides zur Verfügung. Barrierefreie Führungen sind nach Voranmeldung möglich.

Kulinarischer Tipp: Im barrierefreien Museumscafé Editha kann man den Museumsbesuch bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen mit Blick auf den Domplatz ausklingen lassen.

Auch in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt begeben sich Besucher auf eine Zeitreise ins Mittelalter und in die Barockzeit. Die von Reisen für Alle zertifizierte Ausstellung im Kommandantenhaus der Zitadelle Petersberg zeichnet die 1000-jährige Geschichte des Erfurter Petersbergs nach. Multimediale und interaktive Angebote lassen die wechselvolle Geschichte vom Kloster über die Festung bis zum heutigen Museum lebendig werden. Die Zitadelle Petersberg ist eine der wenigen erhaltenen barocken Stadtfestungen Mitteleuropas. Einst uneinnehmbar, ist sie heute über einen barrierefreien Panoramaweg für jedermann zugänglich.

Unweit des Petersberges erinnert das evangelische Augustinerkloster Erfurt an einen seiner berühmtesten Mönche: Martin Luther. Die barrierefreie Dauerausstellung „Bibel-Kloster-Luther“ erzählt die Geschichte des Klosters, die um 1300 begann, und die Zeit, als der spätere Reformator in den Orden eintrat. Es werden sowohl individuelle Führungen als auch Führungen mit Audioguide angeboten.

Kulinarische Tipps: Auf dem Petersberg lädt das barrierefreie Weinerlebnis Thüringer Vinarium zu Wein und Winzerbrotzeit ein. Das Augustinerkloster bietet am 21. Oktober, 18. November und 16. Dezember 2023 die kulinarische Führung „Essen wie zu Luthers Zeiten“ inklusive Brotzeit an. Sie ist auch für Menschen mit Gehbehinderung geeignet. Anmeldung unter fuehrungen@augustinerkloster.de.

Spannende Festungsgeschichte gibt es nicht nur in Erfurt in Thüringen zu entdecken, sondern auch im Lausitzer Seenland in Brandenburg zwischen Berlin und Dresden. Die Festung Senftenberg, im 16. Jahrhundert zur Sicherung der sächsischen Grenze erbaut, ist heute ein Museum. In der Ausstellung lernen die Besucher nicht nur diesen erstaunlichen Ort kennen, sondern erhalten auch überraschende Einblicke in die sich wandelnden Lebens- und Arbeitswelten einer brandenburgisch-sächsischen Kleinstadt im Laufe der Jahrhunderte. Dabei erzählen historische Figuren vom Nachtwächter bis zum Bergmann Erlebnisse aus ihrem Alltag. Die meisten Bereiche des Museums sind für Rollstuhlfahrer gut zugänglich. Führungen für Blinde, Sehbehinderte, Hörgeschädigte und Gehörlose werden nach Voranmeldung angeboten.

In die jüngere Vergangenheit entführt die Energiefabrik Knappenrode im sächsischen Hoyerswerda. In dem über 100 Jahre alten Backsteingebäude wurden zwischen 1918 und 1993 insgesamt 67 Millionen Tonnen Briketts aus Rohbraunkohle gepresst. Heute informiert die mit einem Aufzug erreichbare Dauerausstellung über den Wandel der Lausitz vom vorindustriellen Zeitalter über das Kohlerevier zum Urlaubsparadies. Höhepunkt ist die Fahrt mit dem Aufzug zur Aussichtsplattform mit Blick über das Lausitzer Seenland.

Was für die Lausitzer die Kohle, ist für die Mittelfranken der Hopfen. In der Stadt Spalt im Fränkischen Seenland in Bayern, mitten im ältesten Hopfenanbaugebiet Deutschlands, lädt das barrierefreie Museum HopfenBierGut zur Begegnung mit dem uralten Handwerk des Bierbrauens ein. Erlebnisstationen wie ein dreidimensionaler Stadtplan, eine Aromastation und ein Tischlein-deck-dich machen den Rundgang kurzweilig. Alle Räume sind ebenerdig oder mit dem Aufzug erreichbar. Interaktive Hörstationen sind auch für Menschen mit Sehbehinderungen geeignet. Barrierefreie Führungen können nach Voranmeldung mit einer Bierverkostung kombiniert werden.

Kulinarische Tipps: Bei der „ProBierStunde“ am 2. November und 7. Dezember 2023 gehen Biersommeliers einem speziellen Bierthema auf den Grund und geben Kostproben. In Braukursen stellen Gäste unter Anleitung eines Braumeisters ihr eigenes Bier her. Nächste Termine: 27. und 28. Oktober, 24. und 25. November sowie 8. Dezember 2023.